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Glaser: Sehr geehrter Herr Bundespräsident
10.09.2018 08:56

 

Albrecht Glaser

7. September 2018

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

Sie haben meine Frau und mich unter Bezug auf meine Funktion als Abgeordneter des Bundestages zum Sommerfest ins Schloss Bellevue eingeladen. Da sich das politische Klima in diesem Lande aus naheliegenden Gründen zusehends auflädt, plagen meine Frau und mich seit Tagen große Zweifel, ob es in einer Zeit, in welcher dieser Staat seine Façon verliert, psychologisch vertretbar und politisch angemessen ist, sich öffentlich dem Protokoll eines fröhlichen Sommerfestes hinzugeben.

Unsere Zweifel wurden aktuell bestärkt durch die Ereignisse in Chemnitz, die ihren Ausgangspunkt nicht etwa bei einem „Geschehnis“, das irgendwie im Trubel eines Straßenfestes passiert ist, genommen haben, sondern bei genauerem Hinschauen sich als eine Hinrichtung eines Mitbürgers mit Messern und vielfältige vergleichbare Verletzungen seiner Begleiter durch eine Gruppe von immigrationswilligen Menschen darstellen. Ein solches Ereignis hat eine prinzipielle Bedeutung für die Beurteilung der seit Jahren in diesem Land mehrheitlich betriebenen Politik und das weitere Schicksal unseres Landes wie eine Vielzahl ähnlicher Ereignisse zuvor. Es handelt sich erneut nicht um einen Kriminalfall, wie er bedauerlicherweise auch im Leben von zivilisierten Gesellschaften vorkommt. Wie seit Jahren in unserem Land üblich, ist dann dieses Kernereignis medial aus dem Blickfeld verdrängt und stattdessen die Figur des ewigen Nazis mobilisiert worden, der die Hinrichtung zur Propaganda missbraucht.

Eine der Folgeveranstaltungen, bei der sich auch die Gruppe „Feine Sahne Fischfilet“ betätigte, sollte dann als ein Fest für Demokratie und Rechtsstaat erscheinen. Das antizivilisatorische Agieren dieser Gruppe, deren Texte u. a. auch durch „Deutschland, verrecke“, Staats- und Polizeiverachtung und ähnliche Formulierungen gekennzeich-net sind, hat sich dann Ihrer digitalen Unterstützung erfreuen dürfen. Selbst die Generalsekretärin der CDU nahm öffentlich Anstoß an Ihrem Verhalten. Dieser Form von negativer Kultur präsidialen Segen zu spenden hat uns nahegelegt, endgültig von einer Folgeleistung Ihrer Einladung Abstand zu nehmen.

Ich erlaube mir, diese Mitteilung an Sie auch der Öffentlichkeit gegenüber zugänglich zu machen.

Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung

Albrecht Glaser MdB

 

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